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Spuk

Geisterteilchen im Bild – was es mit den „Orbs“ auf sich hat

Orbs/Webcam
Orbs/Webcam (10.12,2010) © Thomas Irlbeck

Die kreisförmigen Flecken, so genannte Orbs, sind an sich nichts Besonderes. Meine Webcam in München Neuperlach zeigte aber heute morgen diese Geisterteilchen in einer bemerkenswerten Häufung

Jeder Fotograf kennt den Effekt: Auf manchen Bildern sind kreisrunde, milchig-weiße Flecken zu sehen, so genannte Orbs. Der Begriff ist englisch, „orb“ bedeutet schlicht „Kugel“. Daran erinnert der auch Im Deutschen geläufige und verwandte Ausdruck „orbital“, der für „kreisförmig“, „kreisend“ und „Umlauf-“ steht. Der Effekt wird meist durch Staubteilchen hervorgerufen, die vor dem Objektiv schweben. Jeder hat diese Staubteilchen auch schon in natura gesehen. Bei einer Film- oder Diavorführung sieht man diese im Projektorlicht tanzen. Gelangen solche Teilchen mit auf das Bild, bringt dies die typischen Orbs hervor. Neben Staubteilchen können aber auch z.B. Regentropfen und Schneeflocken zu Orbs werden.

Die gängige Erklärung für das Entstehen von Orbs ist, dass beim Fotografieren mit Blitz das Blitzlicht von den Teilchen gestreut und teilweise zurückgeworfen wird. Aber auch Sonnenlicht und Lampen können zu solche Effekten führen. Richtig sichtbar sind die Teilchen nur, wenn sie in irgendeiner Weise fokussiert werden. Bei herkömmlichen Analogkameras sind nur selten Orbs zu beobachten, umso häufiger aber bei Digitalkameras. Denn Letztere erlauben typischerweise eine größere Schärfentiefe, sodass die Schwebeteilchen weit häufiger mit fokussiert werden. Was man also sieht, ist das Teilchen selbst, das aber vergrößert erscheint. Die Teilchen erscheinen umso größer, je näher die Streuzentren an der Linse sind bzw. je unschärfer sie aufs Bild gebannt werden.

Orbs
Orbs. Lizenz: Public Domain

Mit solchen weltlichen Erklärungen geben sich viele Esoteriker aber natürlich nicht zufrieden. Für sie sind Orbs Seelen von Verstorbenen. Warum präsentieren sich Opa Valentinus († 1912), Oma Trudhilde († 1921) und alle anderen verblichenen Seelen aber ganz profan kreisrund und nicht als menschenähnliche Spukgestalt, die z.B. uns allen mit rasselnden Ketten Angst einjagt? Ganz einfach, die Kugel ist die geometrische Form, die bei gleichem Volumen die geringste Oberfläche aufweist. Somit ist sie das energiesparendste geometrische Objekt. Jeder hat schon einmal eine Katze gesehen, die sich beim Schlafen zusammenrollt und dabei fast eine Kugelform einnimmt, so verliert die Mieze am wenigsten Wärme. Sehen wir also auf unseren Digitalbildern keinen Industriestaub, sondern vielleicht Michael Jackson, der nun neue Tanzschritte vor der Linse aufführt? Immerhin hat man im Jenseits keinen stark gezuckertem Kaffee mehr, mit dem man seine Akkus auflädt, also gilt es, mit der Energie sparsam umzugehen. Da wird man halt einfach kugelrund, warum eigentlich nicht?

Mit in diese Argumentationskette passt, dass Orbs in verlassenen oder generell alten, düstereren Gebäuden weit häufiger in Erscheinung treten. Klar, dass in älteren Gebäuden mehr Leute gestorben sind, die folglich jetzt im Gebäude herumspuken. Ist doch einfacher als Umziehen in die Neubausiedlung oder nach Neuperlach, vor allem, wenn man nur noch eine Kugel ist und daher schlecht ein Taxi bestellen kann und mit der vollen U-Bahn ist es halt auch zu unbequem.

Doch die Wahrheit ist ein klein wenig nüchterner. Die Esoteriker sind hier ausnahmsweise im Unrecht. Die ganz triviale Erklärung ist, dass es in alten Gebäuden mehr Staub gibt, der aufgewirbelt wird und dann mit aufs Bild kommt. Wir werden also eher nicht Elvis Presley, Cäsar oder Napoleon vor die Linse kriegen. Zumindest nicht als Kugel. Wäre ja auch irgendwie unspektakulär.

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EVP Musik

Radio Moskau antwortet auf Deutsch

Tonbandgerät
Nicht nur hiermit kann man Tonbandstimmen aufnehmen, deren Herkunft nicht von dieser Welt ist. Das behauten zumindest Anhänger der „paranormalen Tonbandstimmen“ (engl. „electronic voice phenomenon“ – EVP). Lizenz: Public Domain

Es war so um 1987 herum, als mich mein Arbeitskollege mit einer schwer verdaulichen, avantgardistischen Musik nervte. Die Arbeit verlangte enorme Konzentration. Die absonderliche Musik im Hintergrund, die jeden Tag lief, erschwerte die Arbeit. Es war das Album „Big Science“ der US-amerikanischen Performance-Künstlerin und Musikerin Laurie Anderson. Die Musik war dauernd Anlass für Konflikte zwischen meinem Arbeitskollegen und mir. Die Kassette wurde primär dann eingelegt, wenn ich gerade nicht am Platz war. Klar, da ist die Gelegenheit günstig, wenn der Kulturbanause sich nicht wehren kann. Erst schimpfte ich über die Musik, irgendwann gewöhnte ich mich aber ganz langsam an sie. Irgendwann gefiel sie mir so gar (fast). Ein paar Jahre später kaufte ich mir die CD ganz freiwillig. Mein Kollege war fassungslos und erinnerte mich an meine frühere Aversion gegen die Musik. Überlegungen, als Grund anzugeben, die CD rein als eine Art Erinnerung angeschafft zu haben, verwarf ich spontan. Das hätte man mir auch nicht abgenommen. Also bekundete ich meine Zuneigung für die hervorragende Musik, auch wenn es mir nicht leichtfiel und ein Hitzegefühl im Gesicht verursachte.

Einen der Titel dieses Albums entdeckte ich heute auf YouTube. In „Example #22″ ist Laurie Anderson sich nicht zu schade, das Thema „Paranormale Tonbandstimmen“ (engl. „electronic voice phenomenon“ – EVP) musikalisch und zweisprachig Englisch/Deutsch aufzuarbeiten.

Das Thema wird in der seriösen Wissenschaft bestenfalls milde belächelt. Angeblich antworten Tote, wenn man sie etwas fragt und nebenbei einen ausländischen, etwa russischen Radiosender oder einfach nur Rauschen auf Band aufnimmt, auf Deutsch. Zugegeben kann man auf einzelnen Aufnahmen tatsächlich Satzfetzen hören, die mit viel gutem Willen Deutsch klingen. Mit viel Anstrengung. Und meistens nur, wenn man vorher gesagt bekommt, was da zu hören ist. Das sagt eigentlich schon alles. Dass da wirklich Tote sprechen, glauben vermutlich nicht mal die Toten selbst.

Dennoch hat die EVP-Community eine Menge Anhänger. Unterhaltsam ist es allemal, wenngleich sehr wahrscheinlich nichts dahinter ist. Vielleicht kann man es aber auch als Hilfsmittel sehen, das ein Medium einsetzt. Also als Ersatz für ein Pendel oder ein Ouija-Brett.