Das Kuriosum ist, der Bahnhof weist keine Ein- und Ausgänge auf. Es gibt also keine Straßen, die zum Bahnhof führen. Es ist es auch fast unmöglich, den Bahnhof zu Fuß zu erreichen oder zu verlassen, da er nicht einmal durch Trampelpfade erschlossen ist. Der Bahnsteig ist zudem eingezäunt, das Gelände steil und unwegsam. Die Banhofskonstruktion ist an einer Klippe gebaut und wird mit einer Reihe von Beton- und Stahlelementen von unten gestützt.
Allenfalls kann man sich mit einem abenteuerlichen Sprung in den Fluss davonmachen. Das ist aber eher nicht der Zweck. Vielmehr dient der Bahnhof dazu, eine Pause einzulegen und auf der Aussichtsplattform den Blick auf den Nishiki River und das bewaldete Tal zu genießen. Der Hektik des Alltags zu entfliehen, die Ruhe zu finden, zu entschleunigen, zu meditieren, das ist das Ziel. Nicht der Weg ist das Ziel, der Bahnhof ist das Ziel!
Nur bestimmte Züge halten am Bahnhof. Diese haben dann laut Betreiber 10 bis 15 Minuten Aufenthalt, sodass der Besucher nicht zwingend auf einen der nächsten Züge warten muss, um den ganz besonderen Bahnhof wieder zu verlassen.
Der Bahnhof wurde 2019 eröffnet, die Baukosten betrugen rund 112 Millionen Yen (knapp 900.000 Euro; Stand März 2021). Neben dem eigentlichen Bahnsteig gibt es praktisch nichts, keinen Fahrkartenschalter oder Kiosk, nicht mal einen Fahrkarten- bzw. Getränkeautomaten. Nur die wellenförmige Überdachung ist noch erwähnenswert.
Die abgetrennte Hand eines Toten bewegt sich. Die Hand malt. Mit den Fingern. Der Ausdruck Fingermalerei scheint eine neue Bedeutung zu erhalten. Doch auch wenn die Geschichte nach dem Okkulten klingt, muss man hier die Parapsychologie wohl nicht bemühen. Denn bewegt wird die Hand von Morten Viskum (*1965), dem umstrittensten Künstler Norwegens. 1998 verwendete er erstmals die Hand eines Toten als Pinsel.
Es ist nicht die erste Provokation des Künstlers. Bereits 1995 machte er mit seiner Aktion „Rotte/oliven prosjekte“ auf sich aufmerksam. Innerhalb von zwei Tagen stellte er 20 Olivengläser, in denen er die Oliven durch Rattenbabys ersetzt hatte, in 20 Lebensmittelläden in den fünf größten norwegischen Städten auf.
Einige Jahre später schuf er ein Kruzifix, bei dem nicht Jesus Christus, sondern eine tote Ratte ans Kreuz genagelt worden war. Einige Kunstliebhaber mit begrenzt ausgeprägter Toleranz bedankten sich bei Viskum mit Morddrohungen.
Viskum studierte zunächst Veterinärmedizin. 1993 brach er das Studium nach 6 Jahren ab und ging an die Norwegische Akademie der bildenden Künste in Oslo. Der Künstler macht Installationen, Performances, Fotografie und Malerei. Das vorherrschende Thema ist der Tod. Er hat das Vestfossen Kunstlaboratorium gegründet, eine Kunstgalerie für internationale zeitgenössische Kunst im norwegischen Øvre Eiker. Viskum verfügt über eine private Kunstsammlung mit über 700 Kunstwerken von über 200 Künstlern.
Die Serie „Tote Hände“
Jede Hand, die der Künstler in die Hand bekommt, dient einer eigenen Serie. Von wem die Hände stammen und wie er an sie gelangen konnte, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Die Rezepturen der verwendeten Farbe unterscheiden sich. Für „Die Hand mit dem goldenen Ring“ setzte Viskum herkömmliche Farbe, Tierblut und Goldstaub ein. Dabei bemalte er zuerst die Leinwand mit Tierblut, wobei er die abgetrennte Hand als Pinsel verwendete. Dann legte er etwas Goldglitter in die Handfläche der abgetrennten Hand. Schließlich blies er den Glitzer über das Blut. Am Ende übermalte er den Glitzer mit verschiedenen Farben, wieder mit der Hand als Pinsel. Die Hände – und wie Viskum mit ihnen arbeitet – sind im Video zu sehen.
Der Prozess der Bildentstehung findet nicht nur im stillen Kämmerlein statt, sondern auch live vor Publikum. Spätestens jetzt ist es Eventkunst, wenngleich auch bei Bildern ohne Zuschauer das Performative im Vordergrund steht, nicht das fertige Bild. Es ist die Idee, die Geschichte, die Entstehung der Bilder.
Sensationsgier, niedrige Instinkte, ein billiger Trick?
Der Künstler wehrt sich dagegen, dass er auf Schock setze, auf niedrige Instinkte und Sensationsgier befriedige.
Er sagt, dass in der gesamten Kunstgeschichte Künstler Leichenhäuser und Autopsien besucht hätten, um die menschliche Anatomie zu malen. Er habe diese Tradition nur etwas erweitert, indem er die Körperteile aus der Leichenhalle entfernt und diese direkt als Werkzeug benutzt habe.
Ein Schalter, den man nicht so einfach wieder ausschalten kann
Dennoch, die meisten dürften erst einmal verstört sein, wenn sie erstmals von Morten Viskum und seiner Kunst hören.
Morten ist ein gängiger dänischer und norwegischer Vorname, der so viel bedeutet wie „der Mann vom Moor“. Dennoch mag man hier passenderweise eine Ähnlichkeit zu mortal (sterblich) sowie Morden erkennen.
Die allüberlagernde, tabubrechende Kurzbotschaft ist nun mal, dass er mit der Hand von Toten male, auch wenn das nur einen Teil der künstlerischen Prozesse ausmacht.
Schnell stellen sich die Fragen nach Moral und Ethik. Verstößt es gegen die Würde von Toten, selbst wenn die Menschen zu Lebzeiten zugestimmt haben? Wird hier die Totenruhe gestört? Immerhin wird das vielleicht komplizierteste, wertvollste Werkzeug der Natur, die menschliche Hand, als simpler Pinsel zweckentfremdet.
Das große Thema der eigenen Vergänglichkeit tritt ebenso hervor. Selbst die Vorstellung, dass die eigene Hand Viskum posthum als Pinsel dienen könnte, kann einem hierbei in den Sinn kommen.
Diese ganzen Gedanken werden Teil des Kunstprozesses. So einfach der Schalter auch umgelegt wurde, so wenig lässt er sich einfach wieder ausknipsen. Das alles zeigt, das ist weit mehr als eine simple Provokation, um berühmt zu werden.
Auch wer sich uninteressiert gibt oder angewidert abwendet, ist bereits Teil des Prozesses. Es beschäftigt einen lange. Wer anderes behauptet, verkennt das Unterbewusste, das stetig weiterarbeitet. Zumindest bis zum Tode.
Das JOTT-Phänomen („Just One of Those Things“) – wenn Gegenstände verschwinden und manchmal an anderen Orten wieder auftauchen. Man kann es glauben oder nicht – es gibt viele gut dokumentierte Fälle. Die Erklärungen gehen auch dahin, dass es ein psychisches Phänomen sein könnte. Wie auch immer, es ist interessant!
Das hier eingebundenen Video stammt aus dem sehr empfehlenswerten Mythen-Metzger-Kanal. Bei dem Pinsel vermute ich eine natürliche Erklärung (ohne es zu wissen, versteht sich). Ein (dünner) Pinsel kann schon mal so fallen, dass man ihn kaum mehr finden kann. Auch in einem weitgehend leeren Raum. Ich hatte auch schon den Fall, dass dünne, kleine Gegenstände auf einmal weg waren und trotz stundenlangem Suchen verschwunden blieben. Einige tauchten beim Umzug wieder auf. Aber das mit dem Schlüssel auf dem Kopfkissen ist krass. Das hat eine Schabernack-Komponente, die als typisches Begleitphänomen Spukphänomenen zugeschrieben wird.
Habe ich selbst schon mal so etwas erlebt? Als meine Mutter, die alleine wohnte, heimkam, stellte sie fest, dass ihr große Tiffany-Lampe, die an einem langen Kabel über dem Wohnzimmertisch hing, verschwunden war. Sie dachte sofort, dass sich da jemand in der Wohnung zu schaffen gemacht hatte und war sehr beunruhigt. Außer mir hatte aber keiner einen Schlüssel zur Wohnung. Die Lampe war nirgends zu sehen, und wenn sie einfach abgestürzt wäre, müsste sie ja am Boden liegen. Nach einigem Suchen tauchte sie doch auf. Sie war tatsächlich abgestürzt, dann wohl auf dem Tisch aufgeschlagen und von dort aus in eine Schachtel „gehüpft“, die neben dem Tisch stand. Die Schachtel hat einen Deckel, den man auch nach innen durchdrücken kann. Die Lampe landete derart in der Schachtel, dass sich der Deckel auch wieder schloss. Auf die Idee, dort zu suchen, musste man erst einmal kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine so große Lampe über eine Zwischenstation so fällt, dass man sie danach nicht mehr sehen kann, weil sie sich danach in einer geschlossenen Schachtel befindet, dürfte „verschwindend“ (das Wort passt wie die Faust aufs Auge) gering sein. Irgendetwas Paranormales war also nicht im Spiel, nur ein abartiger Zufall, was ja dann doch irgendwie mysteriös ist.
Eindrucksvolle Dokumentation über die Schweizer „Speichermatt“, das Wohnhaus der Familie Joller. Diese Familie wurde von übernatürlichen Erscheinungen heimgesucht, die Melchior Joller – Anwalt in der Schweiz – penibel dokumentiert hat. Experten der verschiedensten Fachrichtungen werden um ihre Einschätzung gebeten, wie sie sich die Erscheinungen erklären.
Sehr gute, sehenswerte Doku über das Joller-Spukhaus. Als Experte tritt dort auch Dr. Dr. Walter von Lucadou (Leiter der Parapsychologische Beratungsstelle der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie (WGFP) in Freiburg).
Bei so einem Titel wie diesem könnte man vermuten, es ginge jetzt um die Rettung Griechenlands. Nein, das ist nicht das Thema. Vielmehr stelle ich hier in unregelmäßigen Abständen Songs vor, die mich besonders berührt haben und noch immer berühren.
Salmakis ist eine Nymphe aus der griechischen Mythologie, die über der gleichnamigen Quelle wachte. Ein Versiegen der Quelle wurde nicht so gerne gesehen. Als Strafe gab es keinen verschärften Putzdienst, sondern den Tod. Salmakis verband sich der Mythologie nach mit Hermaphroditus zu einem zweigeschlechtlichen Wesen.
Genesis verarbeite den Stoff im Song The Fountain of Salmacis (also „Die Quelle der Salmakis“), der auf dem Album „Nursery Cryme“ erschien. Peter Gabriel singt hierbei „We shall be one, we shall be joined as one.“ („Wir werden eins sein, wir werden zu einem vereint.“). Pete Lazonby hat einen Sample des Songs 1994 in seinem Trance-Stück „Sacred Cycles“ verarbeitet. Herausgekommen ist eine einzigartige Atmosphäre – sicher einer der besten Trance-Songs aller Zeiten. Selbst Sekundenbruchteile des Stückes lassen sich mühelos unter Tausenden anderer Songs heraushören – vor allem wegen des erwähnten Samples, der sehr einprägsam ist.
Ist die griechische Mythologie nicht schon schwerer Stoff genug, ist im Intro und Outro des Songs auch noch der Auszug einer Rede von Osho (*1931, †1990; indischer Philosophieprofessor und Begründer der Neo-Sannyas-Bewegung; bis Ende 1988 nannte er sich Bhagwan Shree Rajneesh) zu hören (ja, es ist „der“ Bhagwan)2, wobei sich der Song mitten in die Rede einblendet:
And it is good that not all are roses, that not all are lotuses. But something very mysterious is happening here, Darius, you can see: all kinds of people are here, from almost every country, from every religion, and nobody teaches them to be tolerant and nobody teaches them to be respectful of the other‘s religion. These things are simply not talked about, and still nobody is intolerant. In fact, nobody thinks in terms that the other is other. This is a totally different vision. My approach is that you have to drop […]
Hier bricht im Song die Rede sinnentstellend ab, im Outro des Songs wird die Rede dann fortgesetzt3:
[…] – not to imbibe tolerance, not to imbibe a certain synthesis, manipulated, man-made – you have to drop this whole nonsense of the American way of life and the Indian way of life and the Chinese way of life. You have to drop this whole nonsense that „I am a Hindu, Mohammedan, Parsi, Sikh.“ You are just a human being! Maybe your colour is different — so what? It is good that there are people of different colours, different flowers. Your hair is different — good! It makes life more worth living, more interesting. The variety gives richness.
Das Englisch ist so simpel, dass ich auf eine Übersetzung verzichte. Die Frage, ob es jetzt eine tiefere Bedeutung gibt, warum der Künstler gerade eine Rede Oshos eingespielt hat, oder gerade keine anderen Samples auf der Festplatte herumschwirrten, mag der Zuhörer selbst beantworten. Zumindest die in der Technoszene allgemein propagierte Gewaltlosigkeit passt thematisch. Aber auch andere Beweggründe sind denkbar. Vielleicht soll ja doch Griechenland gerettet werden.
1 Bedingt durch das lange Intro und Outro ist der Song kaum tanzbar. Später erschienen aber noch eine Reihe von Remixen, die keine Osho-Samples mehr enthalten. Diese Versionen sind wegen ihrer durchgehenden Beats besser Diskotheken-kompatibel.
2 Die Rede wird im Outro nicht ganz nahtlos angesetzt. Zum besseren Verständnis wird hier die Rede im Originalwortlaut wiedergegeben.
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