Bei der Isla de las Muñecas – wörtlich übersetzt „Insel der Puppen“ – ist der Name Programm. Die Insel ist eine Art riesige Puppenausstellung. Wer Puppen liebt und nicht gleichzeitig Fan von Horrorfilmen ist, könnte sich jedoch angewidert abwenden. Statt süßer Spielzeugpuppen oder hochwertiger Sammlerpuppen finden sich in Bäumen aufgehängt gruslige, teilweise verstümmelte Puppen. Der einzige Bewohner der Insel soll sie angebracht haben, um den bösen Geist eines Mädchens zu vertreiben, das ursprünglich in der Nähe der Insel ertrunken sein soll. Heute ist die Insel eine Touristenattraktion.
Nein, das ist nicht Maxis Kinderzimmer, das ist die Puppeninsel. Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0
Lage der Insel
Die Insel liegt im Süden von Mexiko-Stadt, etwa 23 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Es ist eine Insel in Dreiecksform mit einer Kantenlänge von rund 150 Metern. Es gibt eine Vielzahl an Nachbarinseln.
Ursprünglich befand sich hier ein flacher See, der Lago de Xochimilco, der inzwischen weitgehend trockengelegt wurde. Heute ist hier der gleichnamige Stadtbezirk Xochimilco. Hier findet sich ein ganzes Netz von Kanälen. Aus dem ehemaligen See wurde eine Moorlandschaft, die heute unter Naturschutz steht.
Die Legende
Der Blumenzüchter und Fischer Julián Santana Barrera soll der einzige Bewohner der Insel gewesen sein. Er berichtete, dass 1951 vor dem Inselufer ein kleines Mädchen ertrunken sei, dessen Leiche er am Ufer gefunden habe. Er sei in Panik verfallen und habe sich von dem Geist des Mädchens verfolgt gefühlt. Er will Schreie und Rufe nach Spielzeug von ihr vernommen haben. Anfangs habe er weggeworfene Puppen gesammelt, die er in den Kanälen gefunden habe, um den bösen Geist des Kinds zu besänftigen. Doch der Geist des Mädchens gab keine Ruhe. Barrera soll dann begonnen haben, die Puppen zu verstümmeln und zur Geisteraustreibung in die Bäume gehängt haben. Es entstand eine beträchtliche Gruselsammlung mit fast 1.000 Puppen. Teilweise fehlten den Puppen Augen und Gliedmaßen.
Seit Mitte der 1990er-Jahre wurde die Insel bei Touristen immer beliebter. Vor allem Jugendliche übernachten als Mutprobe auf der Insel und hängen wie auch andere Urlauber neue Gruselpuppen auf. Barrera nahm Geschenke von Touristen an, aber kein Geld.
2001 ist Barrera an der gleichen Stelle ertrunken, an der er exakt 50 Jahre zuvor das tote Mädchen gefunden haben will. Bei der Todesursache gibt es keine Einigkeit: In einer Variante war Barrera betrunken, in der anderen hatte er einen Herzinfarkt erlitten.
Die Insel heute
Doch der Puppenkult nahm jetzt erst richtig Fahrt auf. Das Gebiet wurde touristisch erschlossen und es werden kostenpflichtige Bootsfahrten zur Insel angeboten. Den Gruselfaktor à la Chucky, Robert the haunted doll und Annabelle selbst gibt es auch nicht mehr umsonst, sondern es wird harte Währung für das Betreten der Spukinsel verlangt. Einziger Inselbewohner ist nun Anastacio Santana, der Neffe Barreras.
Für Fans wird es sich aber lohnen, denn es wird wirklich wahrlich Schauriges geboten. Inzwischen ist die ständige Puppenmesse auf über 2.500 Exemplare angewachsen.
Alles schön aufgeräumt, nur noch Staubsagen! Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0
Vielen älteren Puppen – einige stammen noch aus der Anfangszeit ab 1951 – wurde durch die jahrelange Sonneneinstrahlung zugesetzt, was sie noch unheimlicher macht. Bei manchen ist die Oberfläche versengt oder wirft Blasen wie bei Brandopfern. Einige Puppen wirken zwar lebendiger, aber umso grusliger. Es wird berichtet, die Puppen bewegten Köpfe und Gliedmaßen und machten schaurige Geräusche. Aber mehr als ein Schaukeln beweglicher Puppenteile im Wind wird das wohl kaum sein.
Siesta – da lassen es sich drei gutgehen. Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0Wie sympathisch! Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0
Auch über mysteriöse Stimmen wird immer wieder berichtet. Die ursprünglichen aufgehängten Puppen hatten sicherlich keine Sprachfunktion, auch wenn Thomas Edisons Phonographenpuppe, die 1890 auf den Markt kam, bereits die Fähigkeit zu sprechen besaß. Denn erst ab den 1960er-Jahren verbreitenden sich sprechende Puppen in größerer Anzahl, waren aber noch sehr teuer. Heute aber gibt es bereits für ca. 20 Euro Puppenmodelle, die ihre Besitzer und Umfeld mit einer solchen Beschallung beglücken oder nerven. Da immer wieder Puppen auf der Insel postiert werden, sind darunter auch welche mit Sprachfunktion. Aber die Batterien halten nur sehr begrenzt, sodass die Puppen schnell wieder verstummen. Durch elektronische Fehlfunktionen und vorhandene Restladungen kann es aber prinzipiell zu späteren zeitweiligen akustischen Effekten kommen. Die meisten Berichte über Geräuschphänomene dürften aber natürliche Ursachen nichtelektronischer Art haben. Wer an Geister glaubt, hört aber vielleicht ja doch Stimmen, die nicht von dieser Welt sind.
Ein technikaffiner kleiner Junge. Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0
Rekonstruiertes Gehäuse des Spielautomaten. So könnte er ausgesehen haben. Foto: DocAtRS / Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ein Arcade-Spiel, das möglicherweise nie existiert hat? Man sollte annehmen, dass es in unserer modernen Zeit möglich ist, so etwas eindeutig zu klären. Selbst wenn von dem originalen Spielautomaten keine Exemplare mehr gibt, dann ließe sich die Existenz des Spiels doch durch Zeitungsberichte, Flyer, Fotos usw. belegen. Wir zeichnen doch so viel auf. Die Existenz des historischen Jesus Christus lässt sich nicht mehr zweifelsfrei nachweisen. Aber ein Spielautomat, der in den frühen 1980er-Jahren aufgestellt wurde? Doch ganz so einfach ist es nicht. Und dennoch haben Sie heute die Möglichkeit, Polybius zu spielen. Dazu mehr im Bericht.
Startbildschirm (PC-Freeware-Version)
Im November 1981 sollen in einigen Vororten von Portland, Oregon, USA, Spielautomaten mit dem Spiel Polybius aufgestellt worden sein. Im Startbildschirm soll der Herstellername „Sinnesloeschen“ aufgetaucht sein.
Polybius in Aktion. Wer gesund ist und einen starken Magen hat, kommt sicherlich gut durchs Spiel. Um nicht seekrank zu werden, lassen sich die Effekte aber auch abschalten (PC-Freeware-Version). Beim Scrollen durch den Artikel zeigt dieser Screenshot eventuell einen netten Bewegungseffekt
Ähnlich wie bei dem damals populären Atari-Spiel Tempest mussten abstrakte geometrische Formen in einem Tunnel abgeschossen werden. Schnell wechselnde, teilweise kaleidoskopartige Lichteffekte und Blitze in verschiedenartigen Formen und Farben füllten die Szenerie. Geräuscheffekte hatten eine hohe Abfolge, auch über unterschwellige akustische Botschaften (wie „Gehorche!“ oder „Konsumiere!“) wurde berichtet. Angeblich sollen die Spielautomaten von Männern in schwarzen Anzügen beobachtet worden sein. Diese sollen während des Spielbetriebs aufgezeichnete Daten heruntergeladen haben. Bei den möglichen ominösen Absichten gibt es eine große Bandbreite: Ein Programm zur Rekrutierung von Soldaten könnte es gewesen sein, aber auch die Fortführung des Geheimdienstprogramms MKUltra, einem Forschungsprogramm der CIA zur Bewusstseinskontrolle.
Der Gesundheit zuträglich soll das Spiel nicht gewesen sein. Es soll zu epileptischen Anfällen, Gedächtnisstörungen, Krämpfen, Halluzinationen, Schlafstörungen, Panik und Depressionen gekommen sein. Sogar über Suizide in Verbindung mit dem Spiel wurde berichtet.
Vorgeschaltete Warnung noch vor dem Startbildschirm. Der Text frei übersetzt: „Polybius verwendet spezielle visuelle und akustische Effekte. Personen, die zu Krämpfen, der Reisekrankheit oder zu Herzrhythmusstörungen neigen oder psychoaktive Substanzen nehmen, sollten Polybius nicht spielen“ (PC-Freeware-Version)
Speziell der Hinweis darauf, dass das Spiel bei Photosensibilität epileptische Anfälle auslösen konnte, soll es nach wenigen Wochen wieder vom Markt verschwunden sein. Konkret soll ein Kind nach dem Spiel einen epileptischen Anfall erlitten haben. Auch hier machten Gerüchte die Runde: Männer sollen die Geräte auf Lkw geladen und mit ihnen verschwunden sein.
Die Zweifel
Merkwürdig ist, dass trotz umfangreicher Recherchen keine Erwähnung des Spiels vor Februar 2000 nachgewiesen werden konnte. Zwar wird über jedes neu erschienene Computerspiel in der Presse berichtet, aber wegen der gesundheitlichen Gefahren sollte man annehmen, dass die Presse nicht untätig geblieben war.
Der Spielentwickler soll ein gewisser Steven Roach gewesen sein, wie in einem Interview des Gamepulse Magazin vom 2. März 2007 berichtet wurde. Inzwischen ist bekannt, es ist ein Pseudonym.
Roach will das Spiel 1980 in der Tschechoslowakei zusammen mit seinem Geschäftspartner Marek Vachousek im Auftrag einer Firma aus Südamerika entwickelt haben. Seit 1965 will er sich in der Tschechoslowakei aufgehalten haben, da seine Eltern dort ein Handelsunternehmens gehabt haben sollen. Das ist aber mehr als nur unglaubwürdig, da es damals keine privaten Software- oder Handelsunternehmen in der Tschechoslowakei gab und Privatleute keinen Zugang zu westlicher Computertechnologie hatten. Im damaligen Ostblock wären Geschäfte mit den USA unvorstellbar gewesen.
Vachousek will an der Masaryk-Universität (Brünn, heute Tschechien, damals Tschechoslowakei ) griechische Mythologie studiert und so auf den Namen Polybius gekommen sein. Bei Polybios (in diesem Zusammenhang ist die Schreibweise mit „o“ üblich statt mit „u“) handelt es sich aber nicht um eine mythologische, sondern eine historische Figur der griechischen Geschichte. Erschwerend kommt dazu, dass es an dieser Universität keinen Studiengang „griechische Mythologie“ gibt und auch übrigens keinen Studiengang „griechische Geschichte“.
Der historische Polybios
Der historische Polybios war ein griechischer Geschichtsschreiber, der um 200 v. Chr. geboren wurde und um 120 v. Chr. starb. In seinem Hauptwerk Historial beschreibt er in ursprünglich 40 Büchern die Universalgeschichte Roms über den Zeitraum vom Beginn des Ersten Punischen Krieges bis zur Zerstörung Karthagos und Korinths. Ursprünglich war Polybios Politiker. Er gilt als einziger griechischer Zeithistoriker, von dessen Werk größere Teile erhalten sind. Seine Theorie des Verfassungskreislaufs ist bedeutend.
Nach Polybios wurde zudem ein Verschlüsselungsverfahren benannt, das zur Nachrichtenübermittlung und Kryptographie entwickelt wurde. Ein ähnliches Verfahren wurde bereits vom historischen Polybios beschrieben. Konzepte des Verfahrens wurden noch im 20. Jahrhundert in weiterentwickelter Form verwendet, auch Klopfzeichen in der Gefängniskommunikation basieren darauf.
Auch der Mondkrater Polybius und der Asteroid (6174) Polybius (nun wieder jeweils die Schreibweise mit „u“) sind nach dem historischen Polybios benannt.
Gab es das Spiel?
Umfassende Recherchen lassen erhebliche Zweifel aufkommen, dass das Spiel je existiert hat. Aber es könnten reale Ereignisse die Basis für eine spätere Legendenbildung gegeben haben.
Dabei passen zwei Berichte gut ins Bild: Ein Spieler hat am 27. November 1981 versucht, einen Asteroids-Rekord aufzustellen. Nach 28 Stunden ist er mit Krämpfen zusammengebrochen. Am gleichen Tag erlitt ein anderer Spieler bei Tempest einen Migräneanfall. Diese Fälle sind zumindest hinreichend dokumentiert. In Oregon gab es zudem in dieser Zeit eine koordinierte Razzia gegen manipulierte Glücksspielautomaten, wobei zahlreiche Automaten in Arcade-Hallen konfisziert wurden. Auch wenn es sich um andere Spiele handelte, sind tatsächlich einige Bestandteile der Polybius-Legende nachgewiesen. Der Rest ist wohl ein Mythos.
Das Spiel in Literatur, Filmen und TV-Serien
Das Thema Polybius wird immer mal wieder aufgegriffen. So ist in einer Simpsons-Folge ein Polybius-Spielautomat zu sehen. Im Roman Armada von Ernest Cline dient der Spielautomat der Rekrutierung von Soldaten eingesetzt.
Das Spiel zum kostenlosen Spielen für jedermann
Das Spiel, das es vielleicht nie gab, gibt es doch, und zwar als Freeware (veröffentlicht 2007) für Windows-PCs zum Download. Berechtigte Zweifel, ob das Spiel der Version des originalen Spielautomaten – sollte es ihn je gegeben haben – entspricht, sind natürlich erlaubt.
Laut Readme-Datei ist das Spiel eine „Emulation der Version von 1981 in ihrer ursprünglichen Form“, was den Skeptikern, die davon ausgehen, dass es das Spiel nie gegeben hat, schon sehr viel abverlangt.
Etwas weiter unten in derselben Datei heißt es aber „Es ist schwer zu sagen, dass dies eine originalgetreue Nachbildung des Spiels ist, aber hoffentlich kommt es dem Mythos nahe“, was den Spieler endgültig verwirren dürfte. Dem Spielspaß tut das aber keinen Abbruch.
Polybius: Code-Eingabe zur Freischaltung der erweiterten Funktionen (PC-Freeware-Version)
Um zusätzliche Funktionen freizuschalten, wird ein Code benötigt. Dieser muss nicht für harte Dollars gekauft werden, sondern ist praktischerweise in der Readme-Datei enthalten. Sehr nett ist, dass der Code auf der oben erwähnten Polybios-Chiffriermethode beruht, die in den Ursprüngen schon vor über 2.000 Jahren von Polybios entwickelt worden waren. Das bedeutet, das Spiel hat spätestens jetzt mit dem griechischen Zeithistoriker Polybios zu tun. Konkret muss der Spielname „Polybius“ in Polybios-chiffrierter Form eingegeben werden. Es muss aber nichts selbst verschlüsselt werden, der Code ist fertig vorhanden.
Dass das Ganze nicht so ernst zu nehmen ist, zeigt eine Option im Spiel, mit der Verschwörungselemente hinzugeschaltet werden können, etwa unterschwellige Botschaften und sogar eine ominöse Satelliten-Upload-Funktion. Die vielfältigen Optionen sind erstaunlich und bieten ein großes Experimentierfeld.
Das Spiel läuft unter älteren wie auch neueren Versionen von Windows. Entpacken Sie die heruntergeladene Zip-Datei in einen am bestem neu angelegten Ordner. Das Spiel wird mit Doppelklick auf Polybius 6-1.exe gestartet.
Sollte jetzt eine DirectPlay-Fehlermeldung angezeigt werden, drücken Sie [Windows]+[R], geben „control“ ein, drücken Return, wählen „Programme und Features“, dann „Windows-Features aktivieren oder deaktivieren“, schließlich „Legacykomponenten“ und aktivieren „DirectPlay“. Folgen Sie den weiteren Anweisungen.
Hinweise zur Steuerung des Spieles und viele weitere interessante Informationen enthält die Datei Readme.txt.
Im Mai 2017 brachte Llamasoft für die Playstation mit VR-Unterstützung ebenfalls eine Polybius-Version auf den Markt. Die Grafik des Spiels ist wie zu erwarten weit besser als beim Original. Auf Amazon kann man sich nach Eingabe des Suchbegriffs „Polybius Playstation“ Screenshots anschauen, aber der Lagerbestand war im Juni 2025 auf null, und ich wage die Prognose, dass sich das nicht mehr ändern wird. Eine gebrauchte Version lässt sich aber vielleicht noch irgendwo ergattern.
Tristan da Cunha ist wohl einer der außergewöhnlichsten Orte, die sich auf unserem Planeten finden lassen. Nach einer Vorstellung des Ortes wird es am Ende des Berichts gemäß dem Motto der Website kurz auch ein wenig geheimnisvoll und mystisch.
Insel Tristan da Cunha – Klippen und Strand mit schwarzem Sand nahe den Potato Patches. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0Satellitenaufnahme der Insel Tristan da Cunha. Lizenz: Public Domain
Nehmen Sie einmal an, Sie wohnen auf einer Insel, von der aus die nächste bewohnte Insel (Sankt Helena) 2.440 km entfernt ist und das nächste Festland 2.779 km. Klingt ganz schön einsam und ist auch gleichzeitig ein Rekord. Denn dann ist Ihre Heimat Tristan da Cunha, die abgelegenste bewohnte Insel der Welt. Die Vulkaninsel ist mit 98 km² etwa so groß wie Sylt. Jeder dürfte jeden kennen, denn die Insel hat nur knapp 300 Bewohner. Es gibt nur eine – unbefestigte – Straße, die die einzige Siedlung Edinburgh of the Seven Seas verlässt.
Es mag dort ja vielleicht ganz idyllisch sein und die ganzen Probleme der Welt sind weit weg, wenngleich der Klimawandel keine Grenzen kennt.
Panoramablick auf die Insel. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0
Die Freizeitmöglichkeiten sind sicherlich auch nicht großartig. Wer auf einsame Wanderungen steht, die immer auf gleichen Pfaden führen, wird hier eine gewisse Erfüllung finden. Es gibt auch einen Wasserfall und einen Süßwassersee. Baden im Meer ist wegen der Haie und der Meeresströmungen gefährlich, aber es gibt für den Badespaß immerhin Rockpools.
Aber nehmen wir mal an, Sie haben eine seltene Erkrankung oder einen Unfall, die bzw. der eine Einweisung in eine Fachklinik erforderlich macht (immerhin gibt es auf der Insel ein Spital). Dann ist der Weg dorthin eine Strapaze. Der nächste Flughafen ist auf Sankt Helena. Ein normaler Hubschrauber kommt mit einer Reichweite von maximal 1.000 km auch nicht wirklich infrage, ganz wenige Langstreckenhubschrauber können die Entfernung aber wohl bewältigen. Offiziell ist die Insel aber nur per Schiff erreichbar.
Bei diesen ganzen Überlegungen gilt zu bedenken, die Bewohner kennen es nicht anders. Aber wenn Sie dort Urlaub machen möchten, machen Sie sich ja auch solche Gedanken. Trotz der extrem schlechten Erreichbarkeit der Insel und auch aufgrund der Tatsache, dass keine Pauschalreisen angeboten werden und auch Hotels, Pensionen und Restaurants Fehlanzeige sind, gibt es ein bisschen Tourismus. Immerhin, eine Campinghütte existiert. Touristen werden mit einer Tafel „Welcome to the remotest island“ („Willkommen auf der entlegensten Insel“) begrüßt.
Lage und Beschaffenheit der Insel
Die Insel ist die größte und die Hauptinsel einer ganzen Inselgruppe im Südatlantik, die ebenso Tristan da Cunha heißt. Die zweitgrößte Insel Gough Island hat um die fünf Bewohner, die übrigen sind unbewohnt. Politisch gehören die Inseln zu den Britischen Überseegebieten.
Die nahezu kreisförmige Hauptinsel stellt die Kegelspitze eines Untersee-Schildvulkans dar. Die höchsten Erhebungen sind am Kraterrand zu finden: der 2.060 Meter hohe Queen Mary’s Peak und der 1.967 Meter hohe Mount Olav. Die einzige, bereits erwähnte Siedlung Edinburgh of the Seven Seas liegt im Norden. Immerhin gibt es hier eine Schule, einen Supermarkt, eine Post, ein Café, eine Bar, ein Schwimmbecken und ein kleines Museum.
Blick auf Edinburgh of the Seven Seas, der einzigen Siedlung der Insel. Foto: The Official CTBTO Photostream / Lizenz: CC BY 2.0Edinburgh of the Seven Seas. Foto: Michael Clarke Stuff / Lizenz: CC BY-SA 2.0
Südwestlich des Ortes schließt sich die Ebene „Patches Plain“ an, auf der sich die „Potato Patches“ befinden, auf denen wenig überraschend Kartoffeln und anderes Gemüse angebaut werden. Der Anbau dient der Selbstversorgung. Jede Familie hat eigene Felder, die sie selbst bewirtschaftet.
Anbaugebiet Potato-Patches auf der Insel Tristan da Cunha. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0
Ihren Lebensunterhalt bestreiten die Bewohner vor allem vom Langustenfang.
Klima und Tierwelt
Tristanpinguin (Nördlicher Felsenpinguin) auf der Nachbarinsel Inaccessible Island. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0
Das Klima ist gemäßigt mit regelmäßigem Regen. Im Winter (von Juni bis August; wir befinden uns auf der Südhalbkugel) ist der Vulkan häufig schneebedeckt. Im Sommer werden auch in den tieferliegenden Gebieten kaum 20 Grad erreicht.
Die Inselgruppe wird von Felsenpinguinen besucht. Ebenso ist die Insel Nistplatz für Albatrosse.
Geschichte der Insel
Die Insel wurde im März 1506 vom portugiesischen Admiral Tristão da Cunha entdeckt, der er ihr seinen eigenen Namen gab: Ilha de Tristão da Cunha. Er scheiterte jedoch, auf der Insel zu landen.
1767 wurde die Insel von einer französischen Korvette erkundet. Die Ergebnisse wurden 1781 veröffentlicht.
Der erste feste Siedler war Jonathan Lambert aus Massachusetts, USA, der 1810 die Inselgruppe erreichte und sich zum Eigentümer und Kaiser erklärte. Doch das Glück währte für ihn nicht lange, 1812 ertrank er bei einem Bootsunglück in der Nähe der Nachbarinsel Inaccessible Island, der drittgrößten Insel der Inselgruppe.
Am 14. August 1816 wurde die Insel durch Großbritannien annektiert. Aus Kostengründen erfolgte bereits ein Jahr später der Abzug, nur drei Siedler blieben zurück. Die heutigen Bewohner sind zum großen Teil Nachfahren dieser Siedler, aber auch z.B. einige Schiffbrüchige blieben dauerhaft auf der Insel. Nach 1870 erreichten weniger Schiffe die Insel, was unter anderem am eröffneten Suezkanal und der damit verbundenen neuen Schifffahrtsrouten lag. Da seltener Schiffe anlegten, wurde die Insel für die Bevölkerung unattraktiver und führte zu einem Rückgang selbiger.
1886 gab es nur noch 97 Bewohner, 1892 gerade noch noch 50. ab 1942 verbesserte sich die Lage durch einen eingerichteten Flottenstützpunkt, sodass die Bewohner nun per Funk mit der Außenwelt kommunizieren konnten, und es legten auch wieder mehr Schiffe an der Insel an.
1961: Fast wäre die Insel zum unbewohnten Ort geworden
1961 hätte die Insel fast ihren Status als abgelegenste bewohnte Insel der Welt verloren. Denn am 9. Oktober 1961 wurden die vulkanischen Spalten am Hauptort aktiv, woraufhin alle 264 Einwohner nach Großbritannien evakuiert wurden. Das britische Kolonialamt wollte eine Rückkehr der Bewohner aus Kostengründen verhindern, aber die Inselbewohner mobilisierten die Öffentlichkeit und setzten sich durch. Fast alle kehrten zurück. Die meisten Häuser waren unbeschädigt geblieben, sodass sich die Wiederaufbauarbeiten in Grenzen hielten.
Geheimnisvolles und Mystisches
Jonathan Lambert (Porttrait von ca. 1810). Lizenz: Public Domain
Der bereits erwähnte erste feste Siedler Jonathan Lambert hat Seeelefanten-Öl an vorbeifahrende Schiffe verkauft. Der Legende nach soll sein Vermögen immer noch irgendwo auf der Insel versteckt sein. Ob sich eine Schatzsuche lohnt, ist aber reichlich fraglich.
In einigen Romanen spielt die Insel eine zentrale Rolle. Hier ist Jean Gionos Abenteuerroman „Fragments d’un paradis“ (1948, dt. Titel: „Die große Meeresstille“, 1949) zu nennen, in dem die Insel Schauplatz mystischer Erfahrungen ist. Die Eindrücke auf der Fahrt zur Insel werden unter anderen mit den Worten „nie erschaute Farben, zauberhafte, für den Menschen kaum zu ertragende Düften nicht irdischer Meereswesen, die unsere Sinne verwirren“ beschrieben.
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