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Denkmal Mariengrotte

Mini-Lourdes im Truderinger Wald

Mariengrotte Truderinger Wald
Die Mariengrotte im Truderinger Wald (21.08.2010) © Thomas Irlbeck

Am südöstlichen Stadtrand Münchens liegt der Stadtteil Grenzkolonie Trudering. An einer Straße biegt ein unscheinbarer Waldweg ab. Es geht rein in den dichten Wald. Nach 100 Metern erreicht man sie, die Mariengrotte – die wohl einzige ihrer Art im Stadtgebiet Münchens. Eine richtige Lichtung ist der Ort nicht. Der mystische Ort befindet sich salopp gesagt mitten im Wald.

Update: Nach einem Sturm, bei dem viele Bäume daran glauben mussten, sieht es an der Grotte heute anders aus. Auch wurden die Marienstatue restauriert und die Bänke erneuert. Eine Erweiterung am Artikelende soll dem gerecht werden.

Die Grotte ist eine Nachbildung der Höhle von Massabielle bei Lourdes in Frankreich, in welcher 1858 der heiligen Bernadette die Muttergottes erschienen sein soll. Die in der künstlichen Höhle platzierte Marienstatue erinnert an diese Erscheinung. Die Grotte wird daher auch als „Lourdesgrotte“ bezeichnet. Etwas flapsig ausgedrückt befindet man sich hier in „Mini-Lourdes“.

Mariengrotte im Truderinger Wald
Vor der Grotte befinden sich Bänke zum Verweilen und Beten (21.08.2010) © Thomas Irlbeck

Vor der Grotte sind drei Bankreihen in einem knappen Halbkreis aufgestellt. Nur selten ist dieser besondere Platz verwaist, fast immer sind Besucher, Betende oder einfach Neugierige vor Ort.

Entstehung der Mariengrotte

1932 wurde an der heutigen Stelle im Auftrag der Katholischen Elternvereinigungen von München ein Walderholungs- und Spielplatz errichtet. Rund 27.000 qm Grund wurden planiert und mit einem ca. 650 Meter langen Zaun umgeben. Es entstand eine 30 × 7 Meter große Baracke. Die Anlage wurde am 26. Juni 1932 von Kardinal Faulhaber eingeweiht. Die Marienstatue wurde zunächst provisorisch aufgestellt und fand schließlich in der 1933 errichteten Grotte ihren endgültigen Platz. Auf Geschichten aus dem Leben – Waldeslust wird ein Bild der Grotte präsentiert, das um 1935 entstanden sein soll.

Mariengrotte im Truderinger Wald
Nur selten sind die Bänke unbesetzt. Fast immer sind Gläubige oder einfach nur Neugierige an diesem besonderen Ort (21.08.2010) © Thomas Irlbeck

Im Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Anlage bis auf die Grotte zerstört. Zaun und Baumaterial der Baracke wurden von den Anwohnern recycelt, nur an die Grotte traute sich niemand heran. Das freie Gelände neben der Grotte diente zunächst noch als Spielplatz, ist jedoch heute wieder bewaldet. Die Grotte aber blieb, als Mahnmal des Friedens. Folgerichtig steht auf dem Hinweisstein an der Fauststraße, der den Abzweig zur Grotte markiert: „100 Meter zur Grotte des Friedens, den die Welt nicht geben kann“.

Update: Sturm kostete Teile des Waldes

Ein Sturm kostete 2015 vielen Bäumen das Leben. Die Grotte befindet sich nun nicht mehr unbedingt mitten am Wald, die straßenzugewandte Seite liegt nun fast vollständig frei. Die älteren Fotos in diesem Artikel wurden bewusst beibehalten, da die alte Kulisse für Jahrzehnte typisch war und auch auf mich idyllischer wirkt. Auch ist zu hoffen, dass der alte Zustand langfristig wiederhergestellt wird. Es wurden aber Fotos aus 2017 und 2019 hinzugefügt. Nach einer Erneuerung der Bänke durch Patenschaften und einer Restaurierung der Marienstatue wurde die Grotte am 16. Mai 2017 neu gesegnet. Im gleichen Jahr wurde die Grotte unter Denkmalschutz gestellt.

Mariengrotte im Truderinger Wald
Der Wald hat sich gelichtet (16.07.2017). Foto: Benno Steuernagel-Gniffke
Mariengrotte im Truderinger Wald
Detail Marienstatue (16.07.2017). Foto: Benno Steuernagel-Gniffke
Mariengrotte im Truderinger Wald
Totale. Foto: Benno Steuernagel-Gniffke
Mariengrotte im Truderinger Wald
Geschichte der Grotte an der Grotte zum Nachlesen (28.02.2019) © Thomas Irlbeck
Mariengrotte im Truderinger Wald
Veranstaltungshinweis an der Grotte (28.02.2019) © Thomas Irlbeck
Mariengrotte im Truderinger Wald
Totale (28.02.2019) © Thomas Irlbeck
Mariengrotte im Truderinger Wald
Erneuerte Bänke mit Patenschaftsschildern (28.02.2019) © Thomas Irlbeck
Mariengrotte im Truderinger Wald
Umgebung (28.02.2019) © Thomas Irlbeck
Mariengrotte im Truderinger Wald
Näher dran (28.02.2019) © Thomas Irlbeck
Mariengrotte im Truderinger Wald
Detail Bank (28.02.2019) © Thomas Irlbeck
Mariengrotte im Truderinger Wald
Detail Marienstatue (28.02.2019) © Thomas Irlbeck

Trivia

  • Es gibt es eine ganze Reihe weiterer Lourdesgrotten. Eine Übersicht bekannter Lourdesgrotten findet sich auf Wikipedia.
  • Der Waldweg zur Grotte hat einen Namen und heißt nahe liegend „Grottenweg“.
  • Der Standpunkt von Grotte und Erholungsgelände hieß früher „Kardinal-Faulhaber-Platz“.

Quelle

  • Trudering – Waldtrudering – Riem: Münchens ferner Osten / hrsg. von Willibald Karl. Mit Beitr. von Karl Bachmair … – München: Buchendorfer Verl., 2000 (Entstehung der Grotte)

Weitere Berichte zur Grotte

9 Antworten auf „Mini-Lourdes im Truderinger Wald“

Sehr interessant, mir war bisher nicht bekannt, dass es Nachbildungen der Grotte von Lourdes gibt. Aber gut, als Protestant interessiert man sich nicht so sehr dafür. Dennoch halte ich inne, wenn ich an solchen Orten vorbei komme.

Die Grotte wird auch im Artikel „Mini-Lourdes im Truderinger Wald“ der Süddeutschen Zeitung Nr. 286 vom 11. Dezember 2013 behandelt. Dort wird auch Thomas Irlbeck zitiert.

Ich weiß es nicht sicher, es sollte eine der umliegenden katholischen Pfarreien sein. Mit etwas Glück ist es St. Franz Xaver, da diese vermutlich für Trudering zuständig sind:

Franz Xaver Trudering

Allerdings veranstalten auch die übrigen katholischen Pfarreien (u.a. St. Monika/Neuperlach und St. Peter und Paul/Trudering) dort Veranstaltungen. Aber bei Franz Xaver sollte man zumindest die Zuständigkeit nennen können.

Die Mariengrotte ist wirklich was ganz besonderes. Ich fühle mich an diesen besonderen Platz ganz besonders wohl.

Ich bin Berliner und habe von Ende 2007 bis ca. 2010 in der Faustraße gewohnt. Aufgrund einer der üblichen AutobahnFerienstaus auf der Ostumfahrung Richtung Süden am 09.02.2019, kam in mir die Erinnerung an diese Zeit hoch und so besuchte ich kurzerhand meine alte Wohnung Fauststraße 60 und auch die Mariengrotte. Erstere hat sich nicht verändert. Jedoch erkannte ich den Standort der Grotte nicht mehr und dachte zuerst, dass man diese umgesetzt hätte. Ich prüfte wirklich den Sockel auf Anzeichen. Ich konnte nicht glauben das die Mariengrotte damals so frei gestanden hat! Beim Weiterwandern sprach ich ein junggebliebenes Paar an und man informierte mich über einen Sturm, der vor einigen Jahren viele Bäume zum umstürzen brachte. Aber die Mariengrotte wie durch ein Wunder nicht getroffen wurde. Das freute mich auch. Um das näher zu erklären: ich bin konfessionslos, habe aber damals trotzdem an der Mariengrotte mit meiner ganz eigenen Andach ab und zu innegehalten. Es war kein Beten und kein Amen wie man es kennt. Einfach nur Stille und den Gedanken freien Lauf lassen, und ein Ausatmen. Meine damalige Frau zeigte mir diese Grotte. Meine Münchner Zeiten endeten Mitte 2011. Heute wohne ich im Havelland, im westlichen Speckgürtel Berlins. Ich wünsche, gerade in diesen heutigen turbulenten Zeiten, das die Mariengrotte noch vielen Generationen, aus welchem Konfessionen oder Konfessionslosigkeiten heraus auch immer, zur Andacht, Besinnung und der Gemeinsamkeit bereit steht!

Vielen Dank für diesen herrlichen Kommentar!
Ja, die unmittelbare Umgebung hat sich verändert, die hohen Bäume sind verschwunden. Ich mag solche Orte extrem gerne, obwohl ich Atheist bin.

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