Ein Polizeibericht vom 1. Juli 1876 berichtet von einer schrecklichen Ausgeburt des Aberglaubens. In der Nähe von Newport (Grafschaft Gwent, Südwales) wurde eine alte Frau namens Margaret „Peg“ Grover der Hexerei verdächtigt. Schön längere Zeit glaubten viele in der Gegend, dass die Frau für Unglücke verschiedener Art verantwortlich sei. Als ein kleines Mädchen namens Sarah Parvis unerwartet starb und sich Peg auch in dieser Zeit in der Nachbarschaft aufgehalten hatte, glaubten Arbeiter, dass Peg für den Tod verantwortlich sei. Diese schlangen ein Seil um Pegs Taille und warfen sie ins Wasser. Das Seil wurde schließlich über einen Ast geworfen, um die Frau zum großen Vergnügen der Zuschauer abwechselnd ins Wasser zu tauchen und wieder hochzuziehen. Der Vorgang wurde zehn- bis zwölfmal wiederholt. Vermutlich wäre die Frau gestorben, aber zum Glück kamen Nachbarn hinzu, die nicht dem Hexenglauben verfallen waren und die Frau befreiten.
Wasserprobe
Wasserprobe per Stuhl an einer altem Frau. Originaltitel: „Old woman draught at Ratcliffe Highway“. Illustration aus einem Volksbuch aus dem 18. Jahrhundert, das in Volksbüchern des 18. Jahrhunderts von John Ashton (1834) reproduziert wurde. Datum: vor 1800. Lizenz: Public Domain
Auch wenn der Polizeibericht hier nicht darauf eingeht, sprechen andere Quellen sprechen davon, dass die Abgergläubischen die Frau einer sogenannten Wasserprobe unterzogen hätten. Die Idee dahinter: Wenn die Frau eine Hexe wäre, würde sie den Test bestehen, also nicht untergehen. Danach könnte sie als Hexe verurteilt werden. Ging die Frau hingegen unter, wäre ihre Unschuld bewiesen. Aber allzu oft kam es dabei zu Todesfällen. Die Frau hatte halt dann das Pech gehabt, die Prozedur nicht überlebt zu haben. Das Motto: Tot, aber quasi freigesprochen wegen erwiesener Unschuld. Unter dem Segen der Kirche durchgeführte Wasserproben gab es seit 1215 nicht mehr, weltlich wurde das Verfahren allerdings noch länger angewendet. Vereinzelt sind Wasserproben als Rechtsmittel aber nur bis zum späten 17. Jahrhundert dokumentiert. Daher darf hier eher eine Art von besonders grausamer und verblendeter Selbstjustiz in Gestalt von Folter angenommen werden – in einer Gesellschaft, die schon deutlich aufgeklärter als noch im Mittelalter war, auch wenn die Reaktionen der Beteiligten anderes vermuten lassen.
Die Fotos mit dem Bach und dem alten Stauwehr hier dienen nur zu Illustration, sie haben keine Verbindung mit dem Fall. Ich habe sie 2021 in Glonn (bei Grafing) aufgenommen. Die Fotos scheinen aber etwas erzählen zu wollen und sind meines Erachtens für eine reine Bilderstrecke ohne Geschichte zu schade, daher werden sie hier gezeigt.
Quelle Polizeibericht: „Als Opa die Oma erstach“ / hrsg. von Leonard de Vries, Stalling-Verlag, 1976
Vor der sehr prachtvollen Kirche St. Michael in Berg am Laim befindet sich der letzte Münchner Kreuzweg unter freiem Himmel. Der Leidensweg Christi ist in Gestalt von 14 Bildstöcken dargestellt. Man sollte annehmen, dass den Pilger und Interessierten hier farbenprächtige Steinguss-Reliefs erwarten. Doch die Realität ist deprimierend, wie die Bilder zeigen. Der Kreuzweg, der übrigens denkmalgeschützt ist, befindet sich in einem katastrophalen Zustand. Die Scheiben fehlen, ebenso einige der Kreuze. Die Reliefs sind verschwunden, die Farbe blättert ab.
Ein Teil der Reliefs konnten immerhin gerettet und im Kirchengebäude eingelagert werden. Einige Reliefs sind aber für immer verloren. Erschwerend kommt dazu, dass der Kreuzweg nicht öffentlich begehbar ist. Er liegt auf dem eingezäunten Grundstück der Maria-Ward-Schule. Immerhin kann man den Bildstöcken ganz nahe kommen, da diese direkt am Zaun stehen.
Der Bezirksausschuss Berg am Laim fordert, dass der Kreuzweg, der ein Denkmal und ein wichtiges Zeugnis der Stadteilgeschichte ist, saniert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Das berichtete die Lokalzeitung „Hallo“. Diese Forderungen gibt es schon seit Jahren. Dem Ordinariat ist die Restaurierung jedoch zu teuer, nun soll geprüft werden, ob Mittel aus dem Stadtbezirksbudget herangezogen werden können. Dabei soll auch untersucht werden, ob es sinnvoll ist, den Kreuzweg zusammen mit der nahegelegenen koptisch-orthodoxen Kirche St. Mina (vormals Loretokirche) und dem unmittelbar angrenzenden ehemaligen Institut der Englischen Fräulein (beide an der Josephsburgstraße) als Ensemble einzutragen. Der Hintergrund ist, dass der Kreuzweg zum ehemaligen Institut der Englischen Fräulein gehört. Er ist dabei als Einzeldenkmal registriert.
Ein Kreuzweg ist ein Wallfahrtsweg (auch Prozessionsweg genannt), der der Via Dolorosa („schmerzensreiche Straße“) in Jerusalem, dem Leidensweg Jesus Christi, nachempfunden ist. Die Anzahl der Stationen variieren. Es gibt Kreuzwege mit 7, 9, 14 oder 15 Stationen. Am häufigsten verbreitet sind 14 Stationen (seit der Zeit um 1600); so wie auch bei unserem Kreuzweg in Berg am Laim. Die einzelnen Kreuzwegstationen erfolgen meist als Bilderzyklus (wie bei unserem Kreuzweg), seltener als Skulpturengruppe oder – in Form von Bildstöcken mit Bildern, Skulpturen oder Kapellen – im Großen als Kalvarienberg. Die Stationen werden auch als Fußfallstationen (auch wenn sich das wie Fußball liest, man sehe genau hin: „Fuß-Fall…“ wie hinfallen) genannt, weil die Beter an jeder Station niederknien. Manchmal entsprechen die Kreuzwegstationen hinsichtlich Lage und Entfernung genau den Verhältnissen der originalen Via Dolorosa in Jerusalem..
Ein Bildstock eines intakten Kreuzwegs darf nach diesen schlimmen Bildern nicht fehlen. Zu sehen ist hier die Station Nr. 1 des Kreuzwegs am Marienheiligtum Frauenbründl in der Nähe von Glonn/Bayern. Die Quelle, die unter der Kapelle entspringt, gilt als Heilquelle (siehe Bericht dazu: Kapelle mit Heilquelle: Das Marienheiligtum Frauenbründl).
St. Michael
„Die römisch-katholische Pfarrkirche Sankt Michael in Berg am Laim ist eine der prachtvollsten und bedeutendsten Sakralbauten im heutigen Stadtgebiet von München. Die spätbarocke Kirche wurde zwischen 1735 und 1751 im Auftrag des Kurfürsten und Erzbischofs von Köln Clemens August I. von Bayern nach Plänen des bayerischen Baumeisters Johann Michael Fischer errichtet. Die Ausstattung der Kirche gilt als ein Hauptwerk des süddeutschen Rokoko.“ (Text aus der Wikipedia)
Mit der Tram 21 fährt man bis zur Haltestelle „Baumkirchner Straße“. Von dort folgt man der Baumkirchner Straße bis zum südlichen Ende, dann hält man sich links und gelangt in die Josephsburgstraße. Die nächste Querstraße rechts ist die Clemens-Augustr-Straße, an deren Ende das Ziel der Begierde zu finden ist. Auch Auto- und Radfahrer finden auf der folgenden Umgebungskarte eine Orientierungshilfe.
Umgebungskarte des Kreuzwegs. Die Kirche St. Michael ist mit dem Pfeil gekennzeichnet. Quelle: OpenStreetMap, Lizenz: Open Database License 1.0
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