Update 28.06.2024! Der Kreuzweg wurde inzwischen restauriert →
Vor der sehr prachtvollen Kirche St. Michael in Berg am Laim befindet ein 1862 errichtete Kreuzweg, der zu den letzten beiden Münchner Kreuzwegen unter freiem Himmel gehört*. Der Leidensweg Christi ist in Gestalt von 14 Bildstöcken dargestellt. Man sollte annehmen, dass den Pilger und Interessierten hier farbenprächtige Steinguss-Reliefs erwarten. Doch die Realität ist deprimierend, wie die Bilder zeigen. Der Kreuzweg, der übrigens denkmalgeschützt ist, befindet sich in einem katastrophalen Zustand. Die Scheiben fehlen, ebenso einige der Kreuze. Die Reliefs sind verschwunden, die Farbe blättert ab.
* Laut Information mehrerer Zeitungen ist der Kreuzweg in Berg am Laim der letzte (einzige) Münchner Kreuzweg unter freiem Himmel. So stand es ursprünglich auch hier. Ich wurde aber darauf hingewiesen, dass es auch an der Marienklause und damit auf Münchner Stadtgebiet einen Kreuzweg unter freiem Himmel gebe. Für mich ist nicht ersichtlich, warum dieser nicht berücksichtigt werden sollte.
Ein Teil der Reliefs konnten immerhin gerettet und im Kirchengebäude eingelagert werden. Einige Reliefs sind aber für immer verloren. Erschwerend kommt dazu, dass der Kreuzweg nicht öffentlich begehbar ist. Er liegt auf dem eingezäunten Grundstück der Maria-Ward-Realschule. Immerhin kann man den Bildstöcken ganz nahe kommen, da diese direkt am Zaun stehen.
Der Bezirksausschuss Berg am Laim fordert, dass der Kreuzweg, der ein Denkmal und ein wichtiges Zeugnis der Stadteilgeschichte ist, saniert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Das berichtete die Lokalzeitung „Hallo“. Diese Forderungen gibt es schon seit Jahren. Dem Ordinariat ist die Restaurierung jedoch zu teuer, nun soll geprüft werden, ob Mittel aus dem Stadtbezirksbudget herangezogen werden können. Dabei soll auch untersucht werden, ob es sinnvoll ist, den Kreuzweg zusammen mit der nahegelegenen koptisch-orthodoxen Kirche St. Mina (vormals Loretokirche) und dem unmittelbar angrenzenden ehemaligen Institut der Englischen Fräulein (beide an der Josephsburgstraße) als Ensemble einzutragen. Der Hintergrund ist, dass der Kreuzweg zum ehemaligen Institut der Englischen Fräulein gehört. Er ist dabei als Einzeldenkmal registriert. Der Bayerische Denkmal-Atlas sagt dazu:
Kreuzweg mit 14 Stationen im Garten des ehem. Instituts der Englischen Fräulein, Steingehäuse mit Satteldächlein und Bildnische, um 1860/70.
Was ist ein Kreuzweg?
Ein Kreuzweg ist ein Wallfahrtsweg (auch Prozessionsweg genannt), der der Via Dolorosa („schmerzensreiche Straße“) in Jerusalem, dem Leidensweg Jesus Christi, nachempfunden ist. Die Anzahl der Stationen variieren. Es gibt Kreuzwege mit 7, 9, 14 oder 15 Stationen. Am häufigsten verbreitet sind 14 Stationen (seit der Zeit um 1600); so wie auch bei unserem Kreuzweg in Berg am Laim. Die einzelnen Kreuzwegstationen erfolgen meist als Bilderzyklus (wie bei unserem Kreuzweg), seltener als Skulpturengruppe oder – in Form von Bildstöcken mit Bildern, Skulpturen oder Kapellen – im Großen als Kalvarienberg. Die Stationen werden auch als Fußfallstationen (auch wenn sich das wie Fußball liest, man sehe genau hin: „Fuß-Fall…“ wie hinfallen) genannt, weil die Beter an jeder Station niederknien. Manchmal entsprechen die Kreuzwegstationen hinsichtlich Lage und Entfernung genau den Verhältnissen der originalen Via Dolorosa in Jerusalem..
Ein Bildstock eines intakten Kreuzwegs darf nach diesen schlimmen Bildern nicht fehlen. Zu sehen ist hier die Station Nr. 1 des Kreuzwegs am Marienheiligtum Frauenbründl in der Nähe von Glonn/Bayern. Die Quelle, die unter der Kapelle entspringt, gilt als Heilquelle (siehe Bericht dazu: Kapelle mit Heilquelle: Das Marienheiligtum Frauenbründl).
St. Michael
„Die römisch-katholische Pfarrkirche Sankt Michael in Berg am Laim ist eine der prachtvollsten und bedeutendsten Sakralbauten im heutigen Stadtgebiet von München. Die spätbarocke Kirche wurde zwischen 1735 und 1751 im Auftrag des Kurfürsten und Erzbischofs von Köln Clemens August I. von Bayern nach Plänen des bayerischen Baumeisters Johann Michael Fischer errichtet. Die Ausstattung der Kirche gilt als ein Hauptwerk des süddeutschen Rokoko.“ (Text aus der Wikipedia)
Kreuzweg restauriert (28.06.2024)
Der Kreuzweg wurde ab 2023 für 80.000 Euro restauriert; die Arbeiten waren bei meiner Sichtung am 28.06.2024 offenbar abgeschlossen. Mindestens ein Bildstock hat allerdings noch kein Relief. Ob fehlende Reliefs noch nachgeliefert werden, ist unklar.
Weiterhin ist der Kreuzweg für die Allgemeinheit nicht zugänglich, aber kann zumindest vom öffentlichen Grund ganz gut eingesehen werden, wie die Fotos zeigen.