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Die Puppeninsel (Isla de las Muñecas)

Bei der Isla de las Muñecas – wörtlich übersetzt „Insel der Puppen“ – ist der Name Programm. Die Insel ist eine Art riesige Puppenausstellung. Wer Puppen liebt und nicht gleichzeitig Fan von Horrorfilmen ist, könnte sich jedoch angewidert abwenden. Statt süßer Spielzeugpuppen oder hochwertiger Sammlerpuppen finden sich in Bäumen aufgehängt gruslige, teilweise verstümmelte Puppen. Der einzige Bewohner der Insel soll sie angebracht haben, um den bösen Geist eines Mädchens zu vertreiben, das ursprünglich in der Nähe der Insel ertrunken sein soll. Heute ist die Insel eine Touristenattraktion.

Puppeninsel
Nein, das ist nicht Maxis Kinderzimmer, das ist die Puppeninsel. Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0

Lage der Insel

Die Insel liegt im Süden von Mexiko-Stadt, etwa 23 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Es ist eine Insel in Dreiecksform mit einer Kantenlänge von rund 150 Metern. Es gibt eine Vielzahl an Nachbarinseln.

Ursprünglich befand sich hier ein flacher See, der Lago de Xochimilco, der inzwischen weitgehend trockengelegt wurde. Heute ist hier der gleichnamige Stadtbezirk Xochimilco. Hier findet sich ein ganzes Netz von Kanälen. Aus dem ehemaligen See wurde eine Moorlandschaft, die heute unter Naturschutz steht.

Die Legende

Der Blumenzüchter und Fischer Julián Santana Barrera soll der einzige Bewohner der Insel gewesen sein. Er berichtete, dass 1951 vor dem Inselufer ein kleines Mädchen ertrunken sei, dessen Leiche er am Ufer gefunden habe. Er sei in Panik verfallen und habe sich von dem Geist des Mädchens verfolgt gefühlt. Er will Schreie und Rufe nach Spielzeug von ihr vernommen haben. Anfangs habe er weggeworfene Puppen gesammelt, die er in den Kanälen gefunden habe, um den bösen Geist des Kinds zu besänftigen. Doch der Geist des Mädchens gab keine Ruhe. Barrera soll dann begonnen haben, die Puppen zu verstümmeln und zur Geisteraustreibung in die Bäume gehängt haben. Es entstand eine beträchtliche Gruselsammlung mit fast 1.000 Puppen. Teilweise fehlten den Puppen Augen und Gliedmaßen.

Seit Mitte der 1990er-Jahre wurde die Insel bei Touristen immer beliebter. Vor allem Jugendliche übernachten als Mutprobe auf der Insel und hängen wie auch andere Urlauber neue Gruselpuppen auf. Barrera nahm Geschenke von Touristen an, aber kein Geld.

2001 ist Barrera an der gleichen Stelle ertrunken, an der er exakt 50 Jahre zuvor das tote Mädchen gefunden haben will. Bei der Todesursache gibt es keine Einigkeit: In einer Variante war Barrera betrunken, in der anderen hatte er einen Herzinfarkt erlitten.

Die Insel heute

Doch der Puppenkult nahm jetzt erst richtig Fahrt auf. Das Gebiet wurde touristisch erschlossen und es werden kostenpflichtige Bootsfahrten zur Insel angeboten. Den Gruselfaktor à la Chucky, Robert the haunted doll und Annabelle selbst gibt es auch nicht mehr umsonst, sondern es wird harte Währung für das Betreten der Spukinsel verlangt. Einziger Inselbewohner ist nun Anastacio Santana, der Neffe Barreras.

Für Fans wird es sich aber lohnen, denn es wird wirklich wahrlich Schauriges geboten. Inzwischen ist die ständige Puppenmesse auf über 2.500 Exemplare angewachsen.

Puppeninsel
Alles schön aufgeräumt, nur noch Staubsagen! Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0

Vielen älteren Puppen – einige stammen noch aus der Anfangszeit ab 1951 – wurde durch die jahrelange Sonneneinstrahlung zugesetzt, was sie noch unheimlicher macht. Bei manchen ist die Oberfläche versengt oder wirft Blasen wie bei Brandopfern. Einige Puppen wirken zwar lebendiger, aber umso grusliger. Es wird berichtet, die Puppen bewegten Köpfe und Gliedmaßen und machten schaurige Geräusche. Aber mehr als ein Schaukeln beweglicher Puppenteile im Wind wird das wohl kaum sein.

Puppeninsel
Siesta – da lassen es sich drei gutgehen. Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0
Puppeninsel
Wie sympathisch! Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0

Auch über mysteriöse Stimmen wird immer wieder berichtet. Die ursprünglichen aufgehängten Puppen hatten sicherlich keine Sprachfunktion, auch wenn  Thomas Edisons Phonographenpuppe, die 1890 auf den Markt kam, bereits die Fähigkeit zu sprechen besaß. Denn erst ab den 1960er-Jahren verbreitenden sich sprechende Puppen in größerer Anzahl, waren aber noch sehr teuer. Heute aber gibt es bereits für ca. 20 Euro Puppenmodelle, die ihre Besitzer und Umfeld mit einer solchen Beschallung beglücken oder nerven. Da immer wieder Puppen auf der Insel postiert werden, sind darunter auch welche mit Sprachfunktion. Aber die Batterien halten nur sehr begrenzt, sodass die Puppen schnell wieder verstummen. Durch elektronische Fehlfunktionen und vorhandene Restladungen kann es aber prinzipiell zu späteren zeitweiligen akustischen Effekten kommen. Die meisten Berichte über Geräuschphänomene dürften aber natürliche Ursachen nichtelektronischer Art haben. Wer an Geister glaubt, hört aber vielleicht ja doch Stimmen, die nicht von dieser Welt sind.

Puppeninsel
Ein technikaffiner kleiner Junge. Foto: Kevin / Lizenz: CC BY 2.0

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Kraftorte und Aussichtspunkte Mythen

Tristan da Cunha: die abgelegenste bewohnte Insel der Welt

Tristan da Cunha ist wohl einer der außergewöhnlichsten Orte, die sich auf unserem Planeten finden lassen. Nach einer Vorstellung des Ortes wird es am Ende des Berichts gemäß dem Motto der Website kurz auch ein wenig geheimnisvoll und mystisch.

Tristan da Cunha – Klippen-und Strand mit schwarzem Sand nahe den Potato Patches
Insel Tristan da Cunha – Klippen und Strand mit schwarzem Sand nahe den Potato Patches. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0
Tristan da Cunha – Satellitenaufnahme
Satellitenaufnahme der Insel Tristan da Cunha. Lizenz: Public Domain

Nehmen Sie einmal an, Sie wohnen auf einer Insel, von der aus die nächste bewohnte Insel (Sankt Helena) 2.440 km entfernt ist und das nächste Festland 2.779 km. Klingt ganz schön einsam und ist auch gleichzeitig ein Rekord. Denn dann ist Ihre Heimat Tristan da Cunha, die abgelegenste bewohnte Insel der Welt. Die Vulkaninsel ist mit 98 km² etwa so groß wie Sylt. Jeder dürfte jeden kennen, denn die Insel hat nur knapp 300 Bewohner. Es gibt nur eine – unbefestigte – Straße, die die einzige Siedlung Edinburgh of the Seven Seas verlässt.

Es mag dort ja vielleicht ganz idyllisch sein und die ganzen Probleme der Welt sind weit weg, wenngleich der Klimawandel keine Grenzen kennt.

Tristan da Cunha – Panorama
Panoramablick auf die Insel. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0

Die Freizeitmöglichkeiten sind sicherlich auch nicht großartig. Wer auf einsame Wanderungen steht, die immer auf gleichen Pfaden führen, wird hier eine gewisse Erfüllung finden. Es gibt auch einen Wasserfall und einen Süßwassersee. Baden im Meer ist wegen der Haie und der Meeresströmungen gefährlich, aber es gibt für den Badespaß immerhin Rockpools.

Aber nehmen wir mal an, Sie haben eine seltene Erkrankung oder einen Unfall, die bzw. der eine Einweisung in eine Fachklinik erforderlich macht (immerhin gibt es auf der Insel ein Spital). Dann ist der Weg dorthin eine Strapaze. Der nächste Flughafen ist auf Sankt Helena. Ein normaler Hubschrauber kommt mit einer Reichweite von maximal 1.000 km auch nicht wirklich infrage, ganz wenige Langstreckenhubschrauber können die Entfernung aber wohl bewältigen. Offiziell ist die Insel aber nur per Schiff erreichbar.

Bei diesen ganzen Überlegungen gilt zu bedenken, die Bewohner kennen es nicht anders. Aber wenn Sie dort Urlaub machen möchten, machen Sie sich ja auch solche Gedanken. Trotz der extrem schlechten Erreichbarkeit der Insel und auch aufgrund der Tatsache, dass keine Pauschalreisen angeboten werden und auch Hotels, Pensionen und Restaurants Fehlanzeige sind, gibt es ein bisschen Tourismus. Immerhin, eine Campinghütte existiert. Touristen werden mit einer Tafel „Welcome to the remotest island“ („Willkommen auf der entlegensten Insel“) begrüßt.

Lage und Beschaffenheit der Insel

Die Insel ist die größte und die Hauptinsel einer ganzen Inselgruppe im Südatlantik, die ebenso Tristan da Cunha heißt. Die zweitgrößte Insel Gough Island hat um die fünf Bewohner, die übrigen sind unbewohnt. Politisch gehören die Inseln zu den Britischen Überseegebieten.

Die nahezu kreisförmige Hauptinsel stellt die Kegelspitze eines Untersee-Schildvulkans dar. Die höchsten Erhebungen sind am Kraterrand zu finden: der 2.060 Meter hohe Queen Mary’s Peak und der 1.967 Meter hohe Mount Olav. Die einzige, bereits erwähnte Siedlung Edinburgh of the Seven Seas liegt im Norden. Immerhin gibt es hier eine Schule, einen Supermarkt, eine Post, ein Café, eine Bar, ein Schwimmbecken und ein kleines Museum.

Tristan da Cunha – Blick auf Siedlung
Blick auf Edinburgh of the Seven Seas, der einzigen Siedlung der Insel. Foto: The Official CTBTO Photostream / Lizenz: CC BY 2.0
Tristan da Cunha – Blick auf Siedlung
Edinburgh of the Seven Seas. Foto: Michael Clarke Stuff / Lizenz: CC BY-SA 2.0

Südwestlich des Ortes schließt sich die Ebene „Patches Plain“ an, auf der sich die „Potato Patches“ befinden, auf denen wenig überraschend Kartoffeln und anderes Gemüse angebaut werden. Der Anbau dient der Selbstversorgung. Jede Familie hat eigene Felder, die sie selbst bewirtschaftet.

Tristan da Cunha – Potato-Patches
Anbaugebiet Potato-Patches auf der Insel Tristan da Cunha. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0

Ihren Lebensunterhalt bestreiten die Bewohner vor allem vom Langustenfang.

Klima und Tierwelt

Inaccessible Island mit Pinguin
Tristanpinguin (Nördlicher Felsenpinguin) auf der Nachbarinsel Inaccessible Island. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0

Das Klima ist gemäßigt mit regelmäßigem Regen. Im Winter (von Juni bis August; wir befinden uns auf der Südhalbkugel) ist der Vulkan häufig schneebedeckt. Im Sommer werden auch in den tieferliegenden Gebieten kaum 20 Grad erreicht.

Die Inselgruppe wird von Felsenpinguinen besucht. Ebenso ist die Insel Nistplatz für Albatrosse.

Geschichte der Insel

Die Insel wurde im März 1506 vom portugiesischen Admiral Tristão da Cunha entdeckt, der er ihr seinen eigenen Namen gab: Ilha de Tristão da Cunha. Er scheiterte jedoch, auf der Insel zu landen.

1767 wurde die Insel von einer französischen Korvette erkundet. Die Ergebnisse wurden 1781 veröffentlicht.

Der erste feste Siedler war Jonathan Lambert aus Massachusetts, USA, der 1810 die Inselgruppe erreichte und sich zum Eigentümer und Kaiser erklärte. Doch das Glück währte für ihn nicht lange, 1812 ertrank er bei einem Bootsunglück in der Nähe der Nachbarinsel Inaccessible Island, der drittgrößten Insel der Inselgruppe.

Am 14. August 1816 wurde die Insel durch Großbritannien annektiert. Aus Kostengründen erfolgte bereits ein Jahr später der Abzug, nur drei Siedler blieben zurück. Die heutigen Bewohner sind zum großen Teil Nachfahren dieser Siedler, aber auch z.B. einige Schiffbrüchige blieben dauerhaft auf der Insel. Nach 1870 erreichten weniger Schiffe die Insel, was unter anderem am eröffneten Suezkanal und der damit verbundenen neuen Schifffahrtsrouten lag. Da seltener Schiffe anlegten, wurde die Insel für die Bevölkerung unattraktiver und führte zu einem Rückgang selbiger.

1886 gab es nur noch 97 Bewohner, 1892 gerade noch noch 50. ab 1942 verbesserte sich die Lage durch einen eingerichteten Flottenstützpunkt, sodass die Bewohner nun per Funk mit der Außenwelt kommunizieren konnten, und es legten auch wieder mehr Schiffe an der Insel an.

1961: Fast wäre die Insel zum unbewohnten Ort geworden

1961 hätte die Insel fast ihren Status als abgelegenste bewohnte Insel der Welt verloren. Denn am 9. Oktober 1961 wurden die vulkanischen Spalten am Hauptort aktiv, woraufhin alle 264 Einwohner nach Großbritannien evakuiert wurden. Das britische Kolonialamt wollte eine Rückkehr der Bewohner aus Kostengründen verhindern, aber die Inselbewohner mobilisierten die Öffentlichkeit und setzten sich durch. Fast alle kehrten zurück. Die meisten Häuser waren unbeschädigt geblieben, sodass sich die Wiederaufbauarbeiten in Grenzen hielten.

Geheimnisvolles und Mystisches

Jonathan Lambert
Jonathan Lambert (Porttrait von ca. 1810). Lizenz: Public Domain

Der bereits erwähnte erste feste Siedler Jonathan Lambert hat Seeelefanten-Öl an vorbeifahrende Schiffe verkauft. Der Legende nach soll sein Vermögen immer noch irgendwo auf der Insel versteckt sein. Ob sich eine Schatzsuche lohnt, ist aber reichlich fraglich.

In einigen Romanen spielt die Insel eine zentrale Rolle. Hier ist Jean Gionos Abenteuerroman „Fragments d’un paradis“ (1948, dt. Titel: „Die große Meeresstille“, 1949) zu nennen, in dem die Insel Schauplatz mystischer Erfahrungen ist. Die Eindrücke auf der Fahrt zur Insel werden unter anderen mit den Worten „nie erschaute Farben, zauberhafte, für den Menschen kaum zu ertragende Düften nicht irdischer Meereswesen, die unsere Sinne verwirren“ beschrieben.

Quellen