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Nach Jesu Auferstehung: Tote steigen aus Gräbern und laufen durch Jerusalems

Zombies laufen durch die Gassen Jerusalems
So könnte es ausgesehen haben: Zombies laufen durch die Gassen Jerusalems

In der YouTube-Livestreams von Atheismus-TV erwähnte der Speaker Stefan Kees (vielen Dank dafür!) mehrfach eine Szene im Neuen Testament, laut der sich beim Tode Jesu die Gräber geöffnet hätten. Nach der darauffolgenden Auferstehung Jesu seien dann die Toten aus den Gräbern gestiegen und durch die Gassen Jerusalems gelaufen. Diese Episode verlangt von Gläubigen sehr viel ab. Schließlich wären ja neben Jesus eine Vielzahl weiterer Menschen auferweckt worden und hätten sich dann entweder als lebendige Menschen oder aber als Zombies, also auch irgendwie lebendig,fortbewegt. Eine gruslige, aber auch mystische Vorstellung, also etwas für diese Website.

Die Szene ist nicht so bekannt, was auch darin liegen dürfte, dass nur in einem einzigen Evangelium davon berichtet wird, nämlich im Matthäusevangelium (27,51–55). Die anderen Evangelien schweigen, auch Paulus verliert kein Wort darüber.

Es steht dort geschrieben (Einheitsübersetzung):

Da riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich. Die Gräber öffneten sich und die Leiber vieler Heiligen, die entschlafen waren, wurden auferweckt. Nach der Auferstehung Jesu verließen sie ihre Gräber, kamen in die Heilige Stadt und erschienen vielen. Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben bemerkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten: Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!
Auch viele Frauen waren dort und sahen von weitem zu; sie waren Jesus seit der Zeit in Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient.
Zu ihnen gehörten Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.

Wie wir sehen, sind die Zombies nicht alles, was den Leuten zugemutet wurde, sondern zunächst veranstaltete Gott noch ein Erdbeben. Immerhin stand ein Mensch von den Toten auf. Denn es wurde kein gewöhnlicher Mensch, sondern Gottes Sohn höchstpersönluich wieder lebendig. Entsprechend begnügte sich Gott nicht mit kleinen Silvestereffekten, sondern bot ein volles Programm, indem er zunächst die Gegend gehörig durchschüttelte, um dann die Dramaturgie ins Unermessliche zu steigern. Keiner weiß, wie groß die Stärke des Erdbebens laut der nach oben offenen Richterskala war, denn diese war ja noch nicht erfunden worden. Das, was danach kam, also die stadtbummelnden Zombies, ist kaum mehr vorstellen, es lässt das Blut in den Adern gefrieren. Was mit den Zombies dann geschehen ist, ob sie wieder hübsch in die Gräber herabgestiegen oder gar in den Himmel aufgefahren sind, darüber verrät die Bibel nichts; ein paar Dinge sollen schließlich geheim bleiben, könnte man denken.

Diese Szene mit den Zombies wird in der Bibelwissenschaft meist metaphorisch gedeutet oder als theologische Aussage über Jesu Sieg über den Tod. Es wird nicht als historischer Bericht betrachtet. Aber wir wissen, viele Leute legen die Bibel wortwörtlich aus. Gegen eine Metapher spricht aber, dass Matthäus die Erzählart nicht wechselt und bei dem Stil eines Tatsachenberichts bleibt.

Kunst und künstliche Kunst

Es existiert zumindest ein bekanntes Gemälde, das die Geschichte zeigt. Sie stammt vom französischen Maler James Jacques Tissot (*1836;†1902) und heißt „Les morts apparaissent dans Jérusalem“, wörtlich: „Die Toten erscheinen in Jerusalem“. Dabei wird der Moment illustriert, bei dem die Zombies in die Stadt Jerusalem kamen.

Die Toten erscheinen in Jerusalem
Die Toten scheinen hier in dem Gemälde von James Jacques Tissot („Die Toten erscheinen in Jerusalem“) eher zu schweben als zu laifen. Lizenz: Public Domain

Es dürfte kaum weitere Gemälde mit so einem Motiv geben, im Unterschied zu der Auferstehung Jesu selbst, die unzählige Male künstlerisch umgesetzt wurde und die bis heute von Künstlern verarbeitet wird. Aber heute gibt es ja KI, sodass sich da was machen lässt. Entsprechend ist das Bild ganz oben eine per KI erzeugte Darstellung der gespenstischen Szene.

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