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Tristan da Cunha: die abgelegenste bewohnte Insel der Welt

Tristan da Cunha ist wohl einer der außergewöhnlichsten Orte, die sich auf unserem Planeten finden lassen. Nach einer Vorstellung des Ortes wird es am Ende des Berichts gemäß dem Motto der Website kurz auch ein wenig geheimnisvoll und mystisch.

Tristan da Cunha – Klippen-und Strand mit schwarzem Sand nahe den Potato Patches
Insel Tristan da Cunha – Klippen und Strand mit schwarzem Sand nahe den Potato Patches. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0
Tristan da Cunha – Satellitenaufnahme
Satellitenaufnahme der Insel Tristan da Cunha. Lizenz: Public Domain

Nehmen Sie einmal an, Sie wohnen auf einer Insel, von der aus die nächste bewohnte Insel (Sankt Helena) 2.440 km entfernt ist und das nächste Festland 2.779 km. Klingt ganz schön einsam und ist auch gleichzeitig ein Rekord. Denn dann ist Ihre Heimat Tristan da Cunha, die abgelegenste bewohnte Insel der Welt. Die Vulkaninsel ist mit 98 km² etwa so groß wie Sylt. Jeder dürfte jeden kennen, denn die Insel hat nur knapp 300 Bewohner. Es gibt nur eine – unbefestigte – Straße, die die einzige Siedlung Edinburgh of the Seven Seas verlässt.

Es mag dort ja vielleicht ganz idyllisch sein und die ganzen Probleme der Welt sind weit weg, wenngleich der Klimawandel keine Grenzen kennt.

Tristan da Cunha – Panorama
Panoramablick auf die Insel. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0

Die Freizeitmöglichkeiten sind sicherlich auch nicht großartig. Wer auf einsame Wanderungen steht, die immer auf gleichen Pfaden führen, wird hier eine gewisse Erfüllung finden. Es gibt auch einen Wasserfall und einen Süßwassersee. Baden im Meer ist wegen der Haie und der Meeresströmungen gefährlich, aber es gibt für den Badespaß immerhin Rockpools.

Aber nehmen wir mal an, Sie haben eine seltene Erkrankung oder einen Unfall, die bzw. der eine Einweisung in eine Fachklinik erforderlich macht (immerhin gibt es auf der Insel ein Spital). Dann ist der Weg dorthin eine Strapaze. Der nächste Flughafen ist auf Sankt Helena. Ein normaler Hubschrauber kommt mit einer Reichweite von maximal 1.000 km auch nicht wirklich infrage, ganz wenige Langstreckenhubschrauber können die Entfernung aber wohl bewältigen. Offiziell ist die Insel aber nur per Schiff erreichbar.

Bei diesen ganzen Überlegungen gilt zu bedenken, die Bewohner kennen es nicht anders. Aber wenn Sie dort Urlaub machen möchten, machen Sie sich ja auch solche Gedanken. Trotz der extrem schlechten Erreichbarkeit der Insel und auch aufgrund der Tatsache, dass keine Pauschalreisen angeboten werden und auch Hotels, Pensionen und Restaurants Fehlanzeige sind, gibt es ein bisschen Tourismus. Immerhin, eine Campinghütte existiert. Touristen werden mit einer Tafel „Welcome to the remotest island“ („Willkommen auf der entlegensten Insel“) begrüßt.

Lage und Beschaffenheit der Insel

Die Insel ist die größte und die Hauptinsel einer ganzen Inselgruppe im Südatlantik, die ebenso Tristan da Cunha heißt. Die zweitgrößte Insel Gough Island hat um die fünf Bewohner, die übrigen sind unbewohnt. Politisch gehören die Inseln zu den Britischen Überseegebieten.

Die nahezu kreisförmige Hauptinsel stellt die Kegelspitze eines Untersee-Schildvulkans dar. Die höchsten Erhebungen sind am Kraterrand zu finden: der 2.060 Meter hohe Queen Mary’s Peak und der 1.967 Meter hohe Mount Olav. Die einzige, bereits erwähnte Siedlung Edinburgh of the Seven Seas liegt im Norden. Immerhin gibt es hier eine Schule, einen Supermarkt, eine Post, ein Café, eine Bar, ein Schwimmbecken und ein kleines Museum.

Tristan da Cunha – Blick auf Siedlung
Blick auf Edinburgh of the Seven Seas, der einzigen Siedlung der Insel. Foto: The Official CTBTO Photostream / Lizenz: CC BY 2.0
Tristan da Cunha – Blick auf Siedlung
Edinburgh of the Seven Seas. Foto: Michael Clarke Stuff / Lizenz: CC BY-SA 2.0

Südwestlich des Ortes schließt sich die Ebene „Patches Plain“ an, auf der sich die „Potato Patches“ befinden, auf denen wenig überraschend Kartoffeln und anderes Gemüse angebaut werden. Der Anbau dient der Selbstversorgung. Jede Familie hat eigene Felder, die sie selbst bewirtschaftet.

Tristan da Cunha – Potato-Patches
Anbaugebiet Potato-Patches auf der Insel Tristan da Cunha. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0

Ihren Lebensunterhalt bestreiten die Bewohner vor allem vom Langustenfang.

Klima und Tierwelt

Inaccessible Island mit Pinguin
Tristanpinguin (Nördlicher Felsenpinguin) auf der Nachbarinsel Inaccessible Island. Foto: Brian Gratwicke from DC, USA / Lizenz: CC BY 2.0

Das Klima ist gemäßigt mit regelmäßigem Regen. Im Winter (von Juni bis August; wir befinden uns auf der Südhalbkugel) ist der Vulkan häufig schneebedeckt. Im Sommer werden auch in den tieferliegenden Gebieten kaum 20 Grad erreicht.

Die Inselgruppe wird von Felsenpinguinen besucht. Ebenso ist die Insel Nistplatz für Albatrosse.

Geschichte der Insel

Die Insel wurde im März 1506 vom portugiesischen Admiral Tristão da Cunha entdeckt, der er ihr seinen eigenen Namen gab: Ilha de Tristão da Cunha. Er scheiterte jedoch, auf der Insel zu landen.

1767wurde die Insel von einer französischen Korvette erkundet. Die Ergebnisse wurden 1781 veröffentlicht.

Der erste feste Siedler war Jonathan Lambert aus Massachusetts, USA, der 1810 die Inselgruppe erreichte und sich zum Eigentümer und Kaiser erklärte. Doch das Glück währte für ihn nicht lange, 1812 ertrank er bei einem Bootsunglück in der Nähe der Nachbarinsel Inaccessible Island, der drittgrößten Insel der Inselgruppe.

Am 14. August 1816 wurde die Insel durch Großbritannien annektiert. Aus Kostengründen erfolgte bereits ein Jahr später der Abzug, nur drei Siedler blieben zurück. Die heutigen Bewohner sind zum großen Teil Nachfahren dieser Siedler, aber auch z.B. einige Schiffbrüchige blieben dauerhaft auf der Insel. Nach 1870 erreichten weniger Schiffe die Insel, was unter anderem am eröffneten Suezkanal und der damit verbundenen neuen Schifffahrtsrouten lag. Da seltener Schiffe anlegten, wurde die Insel für die Bevölkerung unattraktiver und führte zu einem Rückgang selbiger.

1886 gab es nur noch 97 Bewohner, 1892 gerade noch noch 50. ab 1942 verbesserte sich die Lage durch einen eingerichteten Flottenstützpunkt, sodass die Bewohner nun per Funk mit der Außenwelt kommunizieren konnten, und es legten auch wieder mehr Schiffe an der Insel an.

1961: Fast wäre die Insel zum unbewohnten Ort geworden

1961 hätte die Insel fast ihren Status als abgelegenste bewohnte Insel der Welt verloren. Denn am 9. Oktober 1961 wurden die vulkanischen Spalten am Hauptort aktiv, woraufhin alle 264 Einwohner nach Großbritannien evakuiert wurden. Das britische Kolonialamt wollte eine Rückkehr der Bewohner aus Kostengründen verhindern, aber die Inselbewohner mobilisierten die Öffentlichkeit und setzten sich durch. Fast alle kehrten zurück. Die meisten Häuser waren unbeschädigt geblieben, sodass sich die Wiederaufbauarbeiten in Grenzen hielten.

Geheimnisvolles und Mystisches

Jonathan Lambert
Jonathan Lambert (Porttrait von ca. 1810). Lizenz: Public Domain

Der bereits erwähnte erste feste Siedler Jonathan Lambert hat Seeelefanten-Öl an vorbeifahrende Schiffe verkauft. Der Legende nach soll sein Vermögen immer noch irgendwo auf der Insel versteckt sein. Ob sich eine Schatzsuche lohnt, ist aber reichlich fraglich.

In einigen Romanen spielt die Insel eine zentrale Rolle. Hier ist Jean Gionos Abenteuerroman „Fragments d’un paradis“ (1948, dt. Titel: „Die große Meeresstille“, 1949) zu nennen, in dem die Insel Schauplatz mystischer Erfahrungen ist. Die Eindrücke auf der Fahrt zur Insel werden unter anderen mit den Worten „nie erschaute Farben, zauberhafte, für den Menschen kaum zu ertragende Düften nicht irdischer Meereswesen, die unsere Sinne verwirren“ beschrieben.

Quellen

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Ein totes Mädchen, eine Hexe und die Folter­methode „Wasserprobe“

Altes Wehr bei Glonn
Symbolbild: Altes Stauwehr bei Glonn (14.06.2021) © Thomas Irlbeck
Hexe
Hexe mit schwarzer Katze. Lizenz: Public Domain

Ein Polizeibericht vom 1. Juli 1876 berichtet von einer schrecklichen Ausgeburt des Aberglaubens. In der Nähe von Newport (Grafschaft Gwent, Südwales) wurde eine alte Frau namens Margaret „Peg“ Grover der Hexerei verdächtigt. Schön längere Zeit glaubten viele in der Gegend, dass die Frau für Unglücke verschiedener Art verantwortlich sei. Als ein kleines Mädchen namens Sarah Parvis unerwartet starb und sich Peg auch in dieser Zeit in der Nachbarschaft aufgehalten hatte, glaubten Arbeiter, dass Peg für den Tod verantwortlich sei. Diese schlangen ein Seil um Pegs Taille und warfen sie ins Wasser. Das Seil wurde schließlich über einen Ast geworfen, um die Frau zum großen Vergnügen der Zuschauer abwechselnd ins Wasser zu tauchen und wieder hochzuziehen. Der Vorgang wurde zehn- bis zwölfmal wiederholt. Vermutlich wäre die Frau gestorben, aber zum Glück kamen Nachbarn hinzu, die nicht dem Hexenglauben verfallen waren und die Frau befreiten.

Wasserprobe

Wasserprobe Stuhl
Wasserprobe per Stuhl an einer altem Frau. Originaltitel: „Old woman draught at Ratcliffe Highway“. Illustration aus einem Volksbuch aus dem 18. Jahrhundert, das in Volksbüchern des 18. Jahrhunderts von John Ashton (1834) reproduziert wurde. Datum: vor 1800. Lizenz: Public Domain

Auch wenn der Polizeibericht hier nicht darauf eingeht, sprechen andere Quellen sprechen davon, dass die Abgergläubischen die Frau einer sogenannten Wasserprobe unterzogen hätten. Die Idee dahinter: Wenn die Frau eine Hexe wäre, würde sie den Test bestehen, also nicht untergehen. Danach könnte sie als Hexe verurteilt werden. Ging die Frau hingegen unter, wäre ihre Unschuld bewiesen. Aber allzu oft kam es dabei zu Todesfällen. Die Frau hatte halt dann das Pech gehabt, die Prozedur nicht überlebt zu haben. Das Motto: Tot, aber quasi freigesprochen wegen erwiesener Unschuld. Unter dem Segen der Kirche durchgeführte Wasserproben gab es seit 1215 nicht mehr, weltlich wurde das Verfahren allerdings noch länger angewendet. Vereinzelt sind Wasserproben als Rechtsmittel aber nur bis zum späten 17. Jahrhundert dokumentiert. Daher darf hier eher eine Art von besonders grausamer und verblendeter Selbstjustiz in Gestalt von Folter angenommen werden – in einer  Gesellschaft, die schon deutlich aufgeklärter als noch im Mittelalter war, auch wenn die Reaktionen der Beteiligten anderes vermuten lassen.

Die Fotos mit dem Bach und dem alten Stauwehr hier dienen nur zu Illustration, sie haben keine Verbindung mit dem Fall. Ich habe sie 2021 in Glonn (bei Grafing) aufgenommen. Die Fotos scheinen aber etwas erzählen zu wollen und sind meines Erachtens für eine reine Bilderstrecke ohne Geschichte zu schade, daher werden sie hier gezeigt.

Quelle Polizeibericht: „Als Opa die Oma erstach“ / hrsg. von Leonard de Vries, Stalling-Verlag, 1976

Altes Wehr bei Glonn
Symbolbild: Altes Stauwehr bei Glonn (14.06.2021) © Thomas Irlbeck
Altes Wehr bei Glonn
Symbolbild: Altes Stauwehr bei Glonn (14.06.2021) © Thomas Irlbeck
Altes Wehr bei Glonn
Symbolbild: Altes Stauwehr bei Glonn (14.06.2021) © Thomas Irlbeck